Vinschgau – Kuppelrain in Kastelbell als kulinarisches Highlight

Gegessen haben wir in der Region Vinschgau generell gut und regional. Absolutes Highlight war das Gourmetrestaurant Kuppelrain in Kastelbell. Nicht per se weil es mit GOURMET betitelt wird. Sondern weil Sonya Egger und Jörg Trafoier es verstehen, mit Qualitätsprodukten eine Offenbarung der Sinne auf die Teller zu zaubern, einzigartige Weine zu kredenzen, profunde Fachkenntnisse auf Wunsch kund zu tun und mit Herz Gastgeber zu sein. Das alles geschieht mit einer Leidenschaft und zugleich Lockerheit, die in so manch anderem Gourmettempel erst gefunden werden muss.

Wir haben uns sehr wohl gefühlt, waren gar glückselig gestimmt. Erwähnenswert ist zudem, dass zwei ihrer drei Kinder bereits mit derselben Leidenschaft im Betrieb mitarbeiten – der Sohn als gerade ausgelernter Koch, die Tochter am Abend im Service (diesen nebenbei zu ihrer Ausbildung als Konditorin). Als kleiner Wermutstropfen sei angemerkt, dass leider auch hier Leute an den Tischen platz nehmen, die, so unsere Interpretation, in erster Linie des Namens und nicht der Freude an gutem Essen tafeln. Jammerschade, sich bei den Kenntnissen des Gastgeberpaares einen Deut um die Produkte, deren Herkunft und Zubereitung zu interessieren.

Das Restaurant umfasst gerade mal sieben Tische , zusätzlich kann im Entréebereich an zwei Tischen gegessen werden. Die zwei Esszimmer sind in weiss gehalten, das Gedeck kommt ebenfalls weiss und für unseren Geschmack ein wenig zu klassisch daher. Bei warmen Temperaturen lädt der Garten zum Geniessen ein. Wer nicht auf Wein verzichten will, kann in einem der drei hübsch restaurierten Zimmern übernachten. Davon hätten wir auf jeden Fall Gebrauch gemacht, wenn wir dies nur gewusst hätten. So musste sich 女woman beim Weinkonsumation zurückhalten, stellte sie sich doch als Fahrerin zur Verfügung.

Als Auftakt gab es Oliven (nicht irgendwelche, sondern eine ganz kleine sehr schmackhafte Sorte), hauseigen geräucherter Speck, Bärlauchbutter, mit Hawai-Salz gesalzene Butter, Grissini, verschiedene Brötchen. Danach folgte das Amuse Bouche in Form eines Forellenmousses mit Senfcrème und Selleriecarpaccio. Aus den Angeboten ‚Mediterran‘ und ‚Regional‘ haben wir folgende Gerichte gewählt:

男man: Carpaccio und Tatar vom einheimischen Rind mit Sauerrahm, Vinschgerle und Saiblingskaviar; Gnocchi mit Tintenfisch und Tomate, Pilzen und Kräutercrème; Lachs gewürzt mit Meraner Pfeffer auf Kürbissauce; Rote Beete Ravioli mit Trüffel und Croutons von Vinschgerle; Hirschrücken auf Sauerkirschenspiegel, schwarzen Knoblauchspitzen und Marronipüree; Käseauswahl, Feigen-/Birnen-Chutney

女woman: Carpaccio und Tatar vom einheimischen Rind mit Sauerrahm, Vinschgerle und SaiblingskaviarSchweinebauch und Scampi mit Pfifferlingen auf Krautbeet; Baccalau an getrockneten, schwarzen Oliven mit Kartoffelschaum und Baccalau-Spänen; Tortellini gefüllt mit Ochsenschwanz-Ragout und Trüffelschaum; Lammrückenfilet und Lammbries, Kürbisschaum und schwarze Knoblauchspitzen; Hippe gefüllt mit Ziegenkäseschaum, geeister Ziegenkäse, VanilleeisHimbeeren mit Rosengelée, Himmbeerherzchen

Die Sommelière Sonya Egger verstand es, 男man zu jedem Gericht den passenden Wein zu präsentieren. Mehrmals sogar zwei verschiedene als Auswahl. 女woman genoss drei, selbstverständlich auf ihre Gerichte abgestimmte Tropfen.

Zum Kaffee stellten sie die Friandise auf verschieden hohe Marmorblöckchen – ebenfalls ein Augen- und Gaumenschmaus.

Die Verabschiedung fiel mindestens so herzlich aus wie der ganze Abend. Als hübsches und köstliches Geschenk gabs ein Glas Marillenkonfitüre aus der hauseigenen Vorratskammer mit auf den Weg.

Ein kleines Juwel haben wir in Kastelbell entdeckt, das sich sogar für ein Wochenende zu besuchen lohnt, ist es doch von Bern aus in viereinhalb Stunden Fahrzeit erreichbar.